1837: 2. Ostpreußisches Musikfest Königsberg

 

 

Nachdem Johann Friedrich Dorn über das erste Ostpreußische Musikfest 1835 zwar ausführlich, aber teilweise kritisch berichtet hatte (Link 1) und eine heftige Replik seines Schwiegersohn Eduard Sobolewski provoziert hatte (Link 2), fasste er sich kurz und enthielt sich jeder Wertung, als er 1838 in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung über das zweite Ostpreußische Musikfest schrieb:

Königsberg — Bericht aus den Jahren 1836 und 1837

[… ] Am 17., 18., 19. Mai [1837] zweites Ostpreuss. Musikfest unter Direktion der Herren Sämann und Sobolewski. Erster Tag: Händel’s Judas Maccabäus im Dome. Zweiter Tag: im Dome verschiedene Sing- und Orgelsachen und Lazarus, Kantate von Sobolewski. Dritter Tag: im Schauspielhause Beethoven’s Sinf. aus A dur u. v. a. Die Orch.-Mitglieder führten Lachner’s Sinf. passionata aus. Sie sprach nicht besonders an, (was kein Beweis ihres Unwerthes sein soll). […]

Joh. Frdr. Dorn

[AMZtg 1838.80]

Die Neue Zeitschrift für Musik hatte 1835 ihrem Königsberger Korrespondenten Eduard Sobolewski überlassen zu berichten, obwohl er selbst einer der Hauptbeteiligten war. Zwei Jahre später wurde die Kritik von M. Hahnbüchn geschrieben, was prima vista die Vermutung nahe legt, ein anderer Berichterstatter sei hier am Werk gewesen. Tatsächlich stammt der Text jedoch wiederum von Sobolewski, der gelegentlich unter diesem Pseudonym schrieb:

Das zweite ostpreußische Musikfest fand hier am 17., 18. und 19. Mai d. J. Statt. Am ersten Tage, als den 17., Nachmittags 4 Uhr Aufführung des Judas Maccabäus von Händel in der Domkirche. Am 2. Tage, als den 18. Nachmittags 4 Uhr, Aufführung des Crucifixus von Lotti, (8stimmig); Lazarus Auferweckung von Herder und Sobolewski; Psalm von Fasch; Präludium und Fuge über den Namen B. A. C. H. von J. S. Bach für die Orgel mit Posaunen-, Hörner- und Trompetenbegleitung eingerichtet von Sämann; Gloria aus der Messe in D von L. v. Beethoven (groß, sehr groß) ebenfalls in der Domkirche. Am 3. Tage, als den 19. Mai, Abends 5 Uhr im Schauspielhause: Symphonie in A von Beethoven; die untergehende Sonne von Kosegarten und Sämann; zweites Finale aus der Oper: der Templer und die Jüdin von H. Marschner; Scene mit Chören aus der Oper Orpheus und Euridice von Gluck; Finale aus dem Wasserträger von Cherubini und großer Festmarsch und Festgesang von Saemann und von Lengerke. Das Personal umfaßte ungefähr 160 Sänger und 90 Musiker. Die Mitwirkenden mußten auf diese Zahl eingeschränkt werden, da das Chor der Kirche für einen größeren Chor und für ein größeres Orchester zu klein und die Vorsteher der Domkirche keinen größeren Anbau gestatten wollten. Die Ausführung war den Kräften nach gelungen zu nennen; die Dirigenten: der MD. Saemann und Sobolewski. Die Einnahme langte zu den Kosten. Das Massenhafte, Chöre und Orchester, imponirten. […]

M. Hahnbüchn.

[NZfM 7.1837.66]