Tilsit: Quellen

Von allen ostpreußischen Städten, die über ein eigenes Theater verfügten, ist die Kulturgeschichte der Stadt Tilsit am schlechtesten dokumentiert. Königsberg, aber auch Allenstein und Memel können Monografien aufweisen, in denen ihre Musik- und Theatergeschichte eine angemessene Rolle spielt; für Tilsit sucht man solch eine Publikation vergebens.

Lediglich wenige Kurzdarstellungen geben ein grobes Bild. Gewöhnlich weisen sie die Eigenheiten von Berichten auf, die auf eigenem Erleben beruhen: Sie ziehen ihre Authentizität aus der Nähe zum Geschehen und lassen gleichzeitig Distanz vermissen.

Der relativ ergiebigste Text ist ein „Tilsit-Arbeitsbrief“, ursprünglich von der Landsmannschaft Ostpreußen e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. herausgegeben (© 1990). Der Artikel ist allerdings nicht fehlerfrei. Er war lange über das Internet erreichbar, wurde aber inzwischen vom Netz genommen.

Daneben gibt es mehrere Beiträge von unterschiedlicher, überwiegend begrenzter Bedeutung im Tilsiter Rundbrief, herausgegeben von der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V.; sie sind hier in einer Übersicht zusammengestellt. – Seit Ende 2011 erscheint der Tilsiter Rundbrief in neuer Gestalt, als Land an der Memel (Herausgegeben von der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V.) mit Tilsiter Rundbrief (Herausgegeben von der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V.) – Derzeitige Auflage: 7.800.

Was Tilsits Musikleben betrifft, gibt es in diesem Portal drei Stellen, die wertvolle Informationen liefern:

  • Die ergiebigste ist ein Bericht über den Tilsiter Musikdirektor Peter Wilhelm Wolff und die von ihm ins Leben gerufenen Lithauischen Musikfeste. Wolff war von 1874 bis zu seinem Tode 1918 in Tilsit tätig.
  • Außerdem erfolgt hier ein Verweis auf das Musikleben Tilsits in der Zeit von 1918–1924. Hugo Hartung, der anschließend als Chorleiter und Musikerzieher die Königsberger Musikszene wesentlich mitgestaltete, war zuvor als Musikdirektor in Tilsit tätig und setzte hier deutliche Akzente. Darüber wird in dem Hugo Hartung gewidmeten Kapitel im Menü Vita berichtet.
  • Schließlich gibt der an anderer Stelle dieses Portals gewürdigte Leiter des Königsberger Bach-Vereins, Traugott Fedtke, in seinem in den fünfziger Jahren verfassten Werdegang an, er sei 1943 nach Tilsit berufen worden, um im dortigen Musikleben eine zentrale Aufgabe zu übernehmen:

Übernahme der Stellung eines Städt. Musikdirektors und Direktors der Städt. Musikschule, Dirigent des Städt. Chores und 1. Kapellmeister am Grenzlandtheater sowie des Leiters der musikalischen Abteilung der Staatl. Lehrerbildungsanstalt in Tilsit.

Anmerkung: Das Deutsche Bühnen-Jahrbuch 1944, das über die Spielzeit 1943/44 berichtet, erwähnt Fedtke unter dem Personal des Grenzlandtheaters Tilsit nicht. – Dieser scheinbare Widerspruch bedarf noch der Klärung.