Hugo Hartung: Vita

Hugo Hartungs zweite Ehefrau Annina hat den künstlerischen Werdegang ihres Mannes 1993/94 ausführlich beschrieben.

Dieser Bericht ist sachlich und präzise; der Leser muss aber im Auge behalten, dass der Text eines nahen Angehörigen wegen der emotionalen Nähe zum Protagonisten nicht mit wissenschaftlichen Maßstäben beurteilt werden kann. Dessen ungeachtet ist diese Lebensbeschreibung wegen der Überfülle an Informationen mit Abstand das ergiebigste derzeit existierende Dokument, das Auskunft über Hugo Hartung gibt.

Als kleines Gegengewicht mag ein Zitat von Karl Rehberg gelten, der einen von Annina Hartung übergangenen Wesenszug Hartungs benennt. Rehberg war Professor für Musikerziehung an der Hochschule für Musik in Berlin und hatte zwischen 1926 und 1932 am Institut für Kirchen- und Schulmusik in Königsberg studiert. In seinem Ausatz "Zur Geschichte des Instituts für Kirchen- und Schulmusik in Königsberg/Pr." (Nähere Angaben unter Auswahlbibliografie) schreibt er über Hartung (S. 161):

... Angesichts der umfangreichen Verpflichtungen, die auf Müller-Blattau zukamen, lag ihm daran, sich zu entlasten und die Leitung des Instituts für Kirchen- und Schulmusik in andere Hände zu geben. In Aussicht genommen wurde für diese Aufgabe Hugo Hartung, ein aus dem Berliner Institut für Kirchenmusik hervorgegangener und von dessen Geist wesentlich geprägter Musikpädagoge...

Wenn sich Hartung trotz seines unbezweifelten künstlerischen Formats nicht als die rechte Persönlichkeit für die Leitung des Musikinstituts erwies, dann war das in seinem starken, cholerischen Temperament begründet. Hartung gehörte nicht zu den geduldigen, Schritt für Schritt vorwärtsschreitenden Pädagogen; in einem raschen Ansturm wollte er ungewöhnliche Leistungen erreichen. Seine Ansprüche waren übersteigert. Er forderte von den Studenten, besonders im Chorsingen, mehr, als sie beim besten Willen bewältigen konnten. Infolge seiner ungezügelten Zornesausbrüche und aggressiven Äußerungen breitete sich am Institut eine Atmosphäre der Mißstimmung, der Angst und nervlichen Überreizung aus, so daß sich die Studenten schließlich zu einer Beschwerde veranlaßt sahen. Hartung verlor daraufhin seinen Lehrauftrag.

Hugo Hartungs Vita ist hier über einen Link zu erreichen.

Hugo Hartung 1955
Foto: Franz Radocay, Berlin
(Wiedergabe mit frdl. Genehmigung von Frau Nina Freudenberg, Berlin)