Eine umfassende Theatergeschichte der Stadt Königsberg liegt nicht vor, und heute wäre das Unterfangen, dem abzuhelfen, kaum noch zu realisieren.
Was die Entwicklung des Stadttheaters im 19. Jahrhundert betrifft, hat Erhard Roß 1935 in Königsberg seine Dissertation Geschichte des Königsberger Theaters von 1811 bis 1834 vorgelegt, die allerdings nur wenig mehr als die beiden ersten Jahrzehnte abdeckt. Ernst August Hagens Geschichte des Theaters in Preußen ist bis heute eine unerschöpfliche Fundgrube geblieben, reicht aber nur bis etwa 1820. Arthur Woltersdorffs und Rudolf Gottschalls Erinnerungen decken ebenfalls nur Zeitausschnitte ab. Ernst Mosers Königsberger Theatergeschichte (Königsberg 1902) greift zwar stark auf frühere Veröffentlichungen zurück, bringt aber für das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts immerhin Neues und erweist sich als ergiebige Quelle über die Königsberger Sommertheater.
Einzelne Episoden aus dem 19. Jahrhundert sind in heute noch leicht zugänglichen Veröffentlichungen immer wieder einmal, aber eben nicht systematisch angesprochen worden, beispielweise
- die Tätigkeit Richard Wagners 1836/37 als Kapellmeister unter Theaterdirektor Anton Hübsch,
- die Uraufführung von Hebbels Maria Magdalena 1846 unter Arthur Woltersdorff und
- die deutsche Erstaufführung von Bizets Carmen 1879 unter Max Staegemann.
Vor allem aber ist die zwar teils kurzlebige, aber vielgestaltige, manchmal mutige Theaterlandschaft im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nicht zusammenhängend gewürdigt worden.
So bleibt nur festzustellen, dass Fritz Gause in seinem dreibändigen Standardwerk Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen (Köln, Graz/Wien 1965–1971) mehrfach auf die Theaterentwicklung eingeht (II 275, 279, 365–368, 472–475, 602–605, 732–737; III 12, 79f., 138, 166), dass aber in einer allgemein gehaltenen Stadtgeschichte ein spezifischer Zugriff auf das Theaterwesen wohl unterbleiben musste.
Wenn man sich auf das Musiktheater konzentriert, ist die Situation dank Erwin Krolls Musikstadt Königsberg (Freiburg/Br. 1966) etwas besser, weil die Oper immerhin auf etwa 30 Seiten zusammenhängend behandelt und auch darüber hinaus gelegentlich angesprochen wird.
Weitere Veröffentlichungen zur Musik- und Theatergeschichte Königsbergs gehen entweder eher beiläufig auf das Thema ein oder behandeln kleinere Zeitabschnitte. Hier ein Link zu einer Auswahlbibliografie, die darüber hinaus auch wichtige allgemeine Veröffentlichungen zur Kulturgeschichte anführt.
Diese Hinweise bekräftigen die Feststellung, mit der dieser Text eingeleitet wurde. Deshalb wird in diesem Netzportal statt einer allgemeinen Würdigung der Königsberger Theaterwelt – dies überstiege die Kraft des Autors – eine andere Lösung gewählt: Soweit es möglich ist, steht für jedes Theater am Beginn eine Einführung, die auf seine Entwicklung und seine Besonderheiten eingeht. Da jede Einführung für sich verständlich sein soll, waren Redundanzen wegen der wechselseitigen Abhängigkeit der Theater und ihrer Geschichte nicht immer zu vermeiden.
Darüber hinaus werden einige Kapitel der Königsberger Musik- und Theatergeschichte, das 19. wie das 20. Jahrhundert betreffend, in den Menüs Personen und Institutionen und Abhandlungen und Notizen erläutert, soweit sie über bisherige Veröffentlichungen hinausgehen.
Schließlich wird die Programmgestaltung des Königsberger Stadttheaters im Zeitraum von 1804 bis 1873 ausführlich dokumentiert, weil eine sehr umfangreiche Theaterzettelsammlung in der Akademie der Künste Berlin digitalisiert wurde und nun zur Auswertung zur Verfügung steht.
Zu den Theater-Einführungen:
In der Überschrift folgt dem Theaternamen gewöhnlich ein Zeitraum, der angibt, wie weit hier die Spielpläne erfasst sind, nicht jedoch, wie lange das Theater existiert hat. Der Zeitumfang der Theaterexistenz ergibt sich aus dem Text selbst.