Stadttheater Memel

Nach der Darstellung von Kurschat (s. Quellen) wollten die Memeler den Zustand, dass das Theater geschlossen blieb, während das Ensemble gerade in Tilsit spielte, nicht länger hinnehmen und verlängerten 1904 den Vertrag mit Theaterdirektor Emil Hannemann nicht.

Unter der Leitung von

  • Eduard Werner (1904–1907)
  • Albert Sussa (1907–1910)
  • Otto Winzer (1910–1912) und
  • Ferdinand Max Kurth (1912–1920)

wagte das Stadttheater Memel den Weg in die Eigenständigkeit.

Der Schwerpunkt lag eindeutig beim Schauspiel und Lustspiel. Musikproduktionen blieben die Ausnahme. Von 43 Produktionen der Spielzeit 1913/14 waren nur acht aus der Musiksparte; in der Saison 1915/16 sind nach einer durch den Krieg bedingten Zwangspause von insgesamt 39 Stücken nur vier, allenfalls fünf (wenn man „Lumpacivagabundus“ einrechnen will) dem Musiktheater zuzuordnen (Details s. Spielpläne).

Opern und Operetten behaupteten sich jedoch und bauten ihren Anteil am Gesamtangebot unter Ferdinand Max Kurth langsam, aber stetig aus. Hierzu bedurfte es eines Orchesters. Wie in Memel diesbezüglich nach Lösungen gesucht wurde, zeigt eine kleine Übersicht, die den Zeitraum von 1904 bis 1920 abdeckt. Sie lässt einerseits die Verbindung zur örtlichen Garnison, zum anderen die Auswirkungen des Weltkriegs, aber auch den Wunsch nach einer Lösung in städtischer Trägerschaft erkennen:

1904–07 Regimentskapelle
1907/08 Memeler Stadtorchester
1908–10 Keine Angaben
1910/11 Orchesterverein Memel
1911/12 Stadtkapelle
1912–14 Städtisches Orchester
1915/16 „10 Mitglieder in der Kriegszeit, sonst 25–30 Mann“
1916/17 „Verstärkung durch Mitglieder der Ers.-Kap. Reg. Nr. 41 von Boyen“
1917/18 Kap. des Ers.-Reg. Nr. 41
1918/19 Ers.-Kap. des Res.-Inf.-Reg. Nr. 1
1919/20 Stadttheater-Orchester

 

Durch eine Reihe günstiger Umstände haben 398 Memeler Theaterzettel aus den Jahren 1913 bis 1922 die Zeit überdauert. Sie befinden sich heute in den Beständen der Akademie der Künste Berlin. Details hierzu im Menü Theaterzettel.