Mit Ablauf der Spielzeit 1922/23 stellte das Neue Luisentheater seinen Betrieb ein. Im freigewordenen Gebäude nahm die neugegründete Komische Oper ihre Arbeit auf. Geldgeber war Bruno Dumont du Voitel, der in den beiden vorausgegangenen Spielzeiten mit seinem Kaufmannskollegen Benno Meyerowitz die Königsberger Operngesellschaft getragen hatte, sich dort jedoch zu eng an die Administration des Stadttheaters gebunden sah, in dessen Gebäude die Operngesellschaft spielte. – Meyerowitz engagierte sich weiterhin für das Stadttheater.
Der Königsberger Komponist und Kritiker Otto Besch erwähnte Dumont du Voitel nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Künstler und Konzerte – Musikleben in Königsberg überschrieben Beitrag, den das Ostpreußenblatt 2001 noch einmal abdruckte:
"Bemerkenswerter noch als die Existenz von zwei Orchestern war die Tatsache, daß Königsberg 1923–25 zwei Opernhäuser besaß. Anstatt, wie es mancher wohlhabende Mann zu tun pflegt, sich einen Rennstall zu halten, ritt Bruno Dumont du Voitel (ein Königsberger Großkaufmann) das Steckenpferd des Opernintendanten. Seiner ganz privaten Initiative, seinem Privatkapital war die "komische Oper" zu danken, in der ein sehr interessanter Spielplan in beachtlichen Aufführungen abrollte. Leider war dem Unternehmen nur eine kurze Lebensdauer beschieden."
(Das Ostpreußenblatt. 28.4.2001).
Die Eigentums- und Zuständigkeitsverhältnisse der Komischen Oper waren allerdings kompliziert: Als Eigentümer des Theaters fungierte weiterhin die Luisentheater GmbH, den Vorstand bildete die Komische Oper GmbH, die durch Dumont du Voitel vertreten wurde. Direktor und Oberspielleiter war Hans Bechmann, der diese Aufgabe schon am Neuen Luisentheater wahrgenommen hatte und der damit eine gewisse künstlerische Kontinuität garantierte.
Das Neue Luisentheater hinterließ als Operettentheater sowohl ein Sängerensemble wie ein Orchester, die überwiegend in das künstlerische Personal der Komischen Oper übernommen wurden. Auch die Programmgestaltung ähnelte mehr der des Neuen Luisentheaters als derjenigen der Operngesellschaft. Den Kern des Repertoires bildeten Operetten und Spielopern. Anspruchsvollere Stücke fehlten aber keineswegs, so etwa die Zauberflöte und Cosi fan tutte; ins Programm kamen auch Verdis Falstaff sowie Wagners Liebesverbot, die noch im Mai 1925 ihre Premiere erlebten, unmittelbar ehe das Theater seinen Betrieb wieder einstellte.
Die Umstände der Königsberger Erstaufführung der Händel-Oper Xerxes sind heute noch zu belegen und werden in einem Untermenü dokumentiert.
Das Stadttheater, das sich immer stärker zum Musiktheater entwickelte und sich ab 1925 als Opernhaus bezeichnete, und die Komische Oper erwiesen sich sofort als Konkurrenten um die Gunst des Königsberger Musikpublikums. Erwin Kroll, der 1924 seine Tätigkeit als Kritiker bei der Hartungschen Zeitung aufnahm und mehrfach positiv über Aufführungen der Komischen Oper berichtete, bekam den Zorn der Verantwortlichen des Stadttheaters zu spüren (Kroll 130f.). Indes stellte sich schnell heraus, dass in Königsberg nicht zwei Musiktheater nebeneinander Platz hatten.
Gleichzeitig mit der Auflösung der Komischen Oper nahm das Landestheater Südostpreußen Allenstein im neu errichteten Treudank-Gebäude seine Arbeit auf. Das Orchester der Komischen Oper, das aus 36 fest angestellten Mitgliedern bestand, wurde überwiegend nach Allenstein übernommen, wo das Orchester anfangs 30 Musiker hatte. Damit konnte Allenstein sowohl als Sprech- wie als Musikbühne auftreten.
Im Sommer 1925 stand das Theatergebäude an der Hufenallee wieder leer und wurde von der Stadt Königsberg gekauft, die es gründlich umbauen ließ. Mit Beginn der Spielzeit 1927/28 wurde das Gebäude vom Neuen Schauspielhaus bezogen, das ebenso wie das Opernhaus fortan im Eigentum der Stadt Königsberg weiterarbeitete.
Hier geht es zu den Spielplänen von 1923–1925.