"Der Königsberger Studienrat Karl Bink (1887–1953) … gründete 1926 eine Vereinigung zur Pflege mundartlichen Theaterspiels, die 'Niederpreußische Bühne', schrieb selbst Stücke in ostpreußischem Platt und führte sie mit einer Spielschar von Laien in vielen Städten und Dörfern der Provinz, aber auch sonst im niederdeutschen Sprachraum auf." So beschreibt Gause (III 81) die Umstände, unter denen die Bühne gegründet wurde und umreißt ihre Tätigkeit.
Die Bühne selbst gab als Tag ihrer Gründung den 5. Dezember 1927 an (DBJ 1937, S. 425), so dass Gause in diesem Punkt wohl irrt. Als Rechtsträger der Niederpreußischen Bühne fungierte Bink.
Nach dem Tod Dr. Karl Binks brachte das Ostpreußenblatt (Jg. 4 / Nr. 24. 25.8.1953. S. 18) einen Nachruf, der auch im Internetarchiv der Zeitung nachgelesen werden kann.
Ein ostpreußischer Heimatschriftsteller †
Das Lebenswerk von Dr. Karl Bink
Am 14. Juli starb nach monatelangem Leiden der ostpreußische Heimatschriftsteller und Leiter der Niederpreußischen Bühne, Studienrat i. R. Dr. Karl Wilhelm Bink, in Göttingen.
Am 29. April 1887 zu Mandtkeim im Samland geboren, wandte er sich vorerst dem Lehrerberuf zu. Er kehrte als Schwerverwundeter 1918 in die Heimat zurück, um sein philologisches Studium an der Albertus-Universität Königsberg wieder aufzunehmen. Seine Dissertation beschäftigte sich mit der Besiedlung des „Sudauischen Winkels“, der Nordwestecke des Samlandes. Nebenbei hatte er dramatische Studien betrieben. Ziel war die Gründung eines ostpreußisch-plattdeutschen Theaters, eine Einrichtung, die in andern niederdeutschen Sprachgebieten schon lange bestand. 1923 heiratete er die Schauspielerin Margarete Krantz. Mit seiner Gattin zusammen begründete er die „Niederpreußische Bühne“. Er verstand es, geeignete Kräfte für ein Ensemble heranzuziehen Gastspielreisen führten nach Hamburg, Lübeck, Oldenburg, Berlin und anderen Städten.
Karl Bink hat für das plattdeutsche Theater eine ganze Reihe von dramatischen Werken geschaffen: „Nachtwächtasch“ (1927), hochdeutsch im selben Jahre beim Bühnenvolksbunds-Verlag Berlin erschienen, ebenso „De Donnahoama“, den Dr. Klaus Witt, Flensburg, aus dem samländischen Platt für die Niedersachsen-Bühne übertragen hat. Im Verlage der Vereinigung literarischer Freunde Königsberg erschienen ferner: „De Mörgelkuhl“, „Noabasch“, „Student on Deenstmäke“, „Borgemeisterfrack“ und „De kleen Doamajoahnsche“.
Während seiner Lehrtätigkeit als Studienrat an der Vorstädtischen Oberschule für Jungen zu Königsberg gab er auch eine Schülerzeitschrift: „Der Jungpruzze“ heraus, die in erster Linie ostpreußischem Volkstum und der Heimatkunde diente. Von weiteren Schriften sind noch erwähnenswert: „Neddanreissische Leeda“ (1927), „Maikönigin“, ein Singspiel (Kriebe-Verlag, Berlin, 1927) und „Leuchtendes Leben“. Gedichte (Hermes-Verlag, Hamburg).
Nach dem Verlust der ostpreußischen Heimat begannen die Leidensjahre, der Fluchtweg endete im russisch besetzten Teil Österreichs. Der Bruder konnte ihm Ende 1946 ein vorläufiges Asyl in Holstein gewähren, wo er sich mit seiner Familie langsam erholen konnte.
In Göttingen, seinem letzten Wohnsitz, konnte er wieder die „Niederpreußische Bühne“ aufleben lassen und seine Landsleute in vielen Veranstaltungen mit heimatgewürztem Humor erfreuen.
Neben seinen bereits erwähnten Veröffentlichungen ist er auch durch einige Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung hervorgetreten. So arbeitete er u. a. noch auf dem Krankenbett an einer Grammatik der plattdeutschen Sprache Ostpreußens, die teilweise bereits im Jahrbuch der Albertus-Universität erschienen ist. Bis zu seinem Ableben war er auch Mitarbeiter des Preußischen Wörterbuchs. —k
[Die wörtliche Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Zustimmung des Ostpreußenblatts, heute Preußische Allgmeine Zeitung. Nach aktueller Auskunft von Silke Osman, der Kulturredakteurin der Wochenzeitung, verbirgt sich hinter dem Kürzel "—k." am Ende des Nachrufs entweder Martin Kakies oder Eitel Kaper, die inzwischen beide verstorben sind.]
Die Niederpreußische Bühne spielte unregelmäßig in Königsberg und der Provinz (Details s. Spielpläne). Zum Ensemble gehörte neben Bink selbst durchgehend nur seine Ehefrau Margarete Krantz, manchmal noch ein oder zwei weitere Schauspieler. Bink verpflichtete aber bei Bedarf ad hoc weitere Kräfte, so etwa die Schriftstellerin und Journalistin Ruth Geede, die noch heute ihre seit Jahrzehnten erscheinende Rubrik "Die ostpreußische Familie" im Ostpreußenblatt betreut. Zu Ruth Geedes Erinnerungen an die "Niederpreußische Bühne" hier ein Link zum Archiv des Ostpreußenblatts, wo sie auf einen Brief des Anbieters dieses Netzportals eingeht. (Zuerst den Jahrgang 2010 anwählen, dann die Ausgabe vom 14.08. und schließlich die Rubrik "Die ostpreußische Familie".)
Vom Dezember 1943 an nannte sich das Theater "Niederdeutsche Bühne Königsberg".
Hier geht es zu den Spielplänen von 1934–1944.