Die Geschichte des Neuen Luisentheaters ist eng mit derjenigen seiner Vorgänger, des Sommertheaters Luisenhöh (1899–1903) bzw. des Luisentheaters (1904–1912) verbunden.
Als Martin Klein das Sommertheater Luisenhöh 1904 übernahm, benannte er es in "Luisentheater" um; es bot nach wie vor 800 Besuchern Platz. Der Lage seitab der Hufener Hauptstraße in den Mittelhufen, weit außerhalb der Königsberger Befestigungsanlagen, bewog Klein, nach einem günstiger gelegenen Standort zu suchen, zumal sich das Luisentheater als beliebtestes Operettentheater einer verlässlichen Nachfrage durch das Publikum erfreute.
Man entschied sich für ein Gelände ebenfalls im Nordwesten der Stadt, aber gleich außerhalb des Steindammer Tors gelegen (spätere Anschrift: Hufenallee 2). Dort war gerade die alte Stadtbefestigung abgerissen worden (sog. Entfestigung). Dadurch entstanden neue Bebauungsflächen; vor allem aber gehörten die bisherigen Randlagen nun zum eigentlichen Stadtgebiet. Klein ließ aus eigenen Mitteln ein Gebäude errichten, dem man schon von außen seine Bestimmung ansah (Eingangsbereich, Zuschauerraum, Bühnenhaus); es hatte 1200 Plätze. Damit bot das Neue Luisentheater mehr Zuschauern Platz als das Neue Schauspielhaus in der Rossgärter Passage (700), hatte aber eine geringere Besucherkapazität als das Stadttheater (1400) und ebenso viele Plätze wie das Apollo-Theater (1200), das sich als Sommertheater noch bis zum Ersten Weltkrieg hielt.
Neues Luisentheater 1912
Das Neue Luisentheater wurde am 28. September 1912 eröffnet und spielte jetzt ganzjährig. Damit wurde auch die Tradition des Luisentheaters als Sommertheater abgeschlossen. Die Saison wurde allerdings unterteilt in die Hauptspielzeit (September bis Mai) und die Sommerspielzeit (Juni bis August). Das künstlerische Personal der Hauptsaison bildete zwar auch den Stamm für die Sommerspielzeit, die Ensembles waren aber nicht identisch; dasselbe gilt für das Repertoire.
Als eine Besonderheit der ersten Spielzeit des Neuen Luisentheaters ist anzumerken, dass in der Zeit vom 24.3.–12.5.1913 eine ausgedehnte Tournee durch 23 Städte der ostpreußischen Provinz unternommen wurde, ein Versuch, der sich in dieser Form nicht mehr wiederholen sollte (Details im Spielplan 1912/13). Dies war aber auch ein Hinweis darauf, dass sich in der Provinz der Bedarf nach ortsnaher Theaterversorgung regte (hierzu s. Ostdeutsche Wanderbühne).
Klein führte das Neue Luisentheater – abgesehen von der Spielzeit 1914/15, als der Betrieb ruhte – durch die Wirren des Ersten Weltkriegs, und auch die Eigentumsverhältnisse blieben unangetastet, bis die Umwälzungen der Nachkriegszeit erhebliche Defizite mit sich brachten. Mit der Spielzeit 1921/22 übernahm die Luisentheater GmbH das Theater als Eigentümerin, konnte es aber nur bis zum Ende der Spielzeit 1922/23 halten. Schon die Saison 1921/22 musste mit Ablauf des Februars 1922 beendet werden; im Sommer 1922 konnte ebenfalls nicht gespielt werden.
Nach der Sommerpause 1923 begann im Theatergebäude an der Hufenalle die zweijährige Episode der Komischen Oper.
Hier geht es zu den Spielplänen von 1912–1923.