Louis Köhler: Der Kritiker

Als Louis Köhler 1846 nach Königsberg kam, schwebte ihm eine Karriere als Kapellmeister vor. Vom Komponieren ernsthafter eigenständiger Werke hatte er sich schon abgewandt, weil er spürte, dass er zur erhofften neuen Entwicklung der Oper nichts Substanzielles würde beisteuern können. Auch als Musikschriftsteller scheint er sich damals nicht gefühlt zu haben, obwohl er schon mehrere Beiträge in den Signalen für die Musikalische Welt geschrieben hatte.

Almanach für Freunde der Schauspielkunst 11.1846.180
(Spielzeit 1845/46)

Die Erfahrungen am Königsberger Stadttheater, an dem er etwa ein Jahr als zweiter Kapellmeister und Chordirektor arbeitete – unter Arthur Woltersdorff und gleichzeitig mit Rudolf Gottschall als Dramaturg (s. Abbildung) – befriedigten ihn ebenso wenig. Deshalb orientierte er sich noch einmal um.

In den nächsten Jahrzehnten hatte seine Tätigkeit drei Schwerpunkte, die sich in der Regel, wenn auch nicht immer, klar voneinander abgrenzen lassen:

  • Köhler wurde Klavierlehrer und fand in dieser Tätigkeit, die zunehmend die Komposition von Etüdenwerken und anderer „instructiver“ Literatur für den Klavierunterricht mit sich brachte, seine eigentliche Aufgabe (s. Menü Der Klavierlehrer).
  • Unwesentlich später erschienen seine ersten Musikkritiken in der Königsberger Hartungschen Zeitung, in der er 36 Jahre lang über das Königsberger Musikleben schrieb; er berichtete aber auch überregional von der Königsberger Musikszene (s. u.).
  • Durch selbstständige Veröffentlichungen und Beiträge in Musikzeitschriften nahm Köhler zu allgemeinen Fragen der aktuellen Musikentwicklung Stellung und ergriff Partei (s. Menü Der Musikschriftsteller).

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