1895: 1. Lithauisches Musikfest Tilsit

Nachdem das Musikalische Wochenblatt in Heft 48/1894 knapp ein Lithauisches Musikfest für 1895 angekündigt hatte (s. übergeordnetes Menü), brachte es in der darauf folgenden Nummer einige Details:

Das Lithauische Musikfest in Tilsit, dessen wir in v. No. Erwähnung thaten, wird zu Pfingsten n. J. unter Leitung des dortigen Musikdirectors Hrn. Wolff abgehalten werden und am 1. Tage Mendelssohns’s „Elias“, am 2. Tage die 9. Symphonie von Beethoven, den Kaiser-Marsch von Wagner, das Schicksalslied von Brahms etc. bieten. Dieses Musikfest dürfe, wie man uns schreibt, als das überhaupt erste lithauische bezeichnet werden, da sich seine sog. Vorgänger lediglich auf Aufführungen von Haydn’s „Jahreszeiten“ durch die Vereine von Insterburg und Gumbinnen beschränkt haben.
[Mus WBl 1894, S. 611f.]

Als das Fest vorüber war, dauerte es etliche Zeit, bis es zu einer Besprechung kam. Vielmehr musste die Redaktion offensichtlich erst nach einem Berichterstatter suchen:

Wir brachten bereits in No. 49 des v. J. eine Mittheilung über das Lithauische Musikfest in Tilsit. Wir werden uns bemühen, einen Referenten für dasselbe zu finden, wenn das Programm in seinem Hauptwerk auch kein besonderes Interesse bietet.
[Mus WBl 1895, S. 263]

Geraume Zeit später, in der Ausgabe vom 1. August, erschien dann ein kurzer Beitrag, in der Tendenz positiv gehalten und sich auf wesentliche Informationen beschränkend:

Tilsit. 1. Lithauisches Musikfest unter Leit. des Hrn. Wolff u. solist. Mitwirk, der Frls. Geyer u. Schacht a. Berlin u. der HH. Dierich a. Leipzig u. Fenten a. Düsseldorf: 1. Conc. (3. Juni). „Elias“ v. Mendelssohn. 2. Conc. (4. Juni). Festrede, 9. Symph. v. Beethoven. Schicksalslied v. J. Brahms, Vocalduette v. Schumann („Nelken wind ich und Jasmin“) u. Campana („Sieh Lunas Silberschimmer“), Gesangsoli v. Bungert („Bettlerliebe“), Brahms („Meine Liebe ist grün“ und „Ruhe, Süssliebchen“), Ad. Jensen („Murmelndes Lüftchen“ u. „Ueber Nacht“), Godard („Chanson de Florian“), W. Berger („Lieb Seelchen, lass das Fragen“), Hildach („Lenz“), Liszt („Die Vätergruft“) u. A. (Der Chor war circa 800, das Orchester 60 Köpfe stark, die Berichte über die beiden Concerte und die Stimmung des Publicums lauten sehr günstig, sodass eine Fortführung dieser Musikfeste wohl ausser Frage steht.)
[Mus WBl 1895, S. 410]