1833 – Preußisches Musikfest Marienburg

 

 

Mindestens drei gute Gründe gab es, 1833 in der Marienburg ein Musikfest zu feiern, das erste seiner Art in der Provinz Preußen: Musikfeste kamen in Deutschland in Mode, nachdem 1809 Frankenhausen am Kyffhäuser den Anfang gemacht hatte und nach den napoleonischen Kriegen vaterländische Gesinnung weite Teile der Bevölkerung beherrschte. Zudem waren die durch die beiden Teilungen Polens hinzugewonnen Gebiete, also Westpreußen, durch den Wiener Kongress als zu Preußen gehörig bestätigt worden. Schließlich war die Marienburger Ordensburg wieder hergestellt worden; noch wenige Jahrzehnte zuvor war der Abriss der halb verfallenen Anlage erwogen worden.

Der Elbinger „Stadtmusicus“ Christian Urban, der mit seinem Chor in der katholischen Kirche bereits größere Werke aufgeführt hatte und dazu teilweise auswärtige Künstler hinzugezogen hatte, konnte für das Fest im nur 30 km entfernten Marienburg Mitwirkende aus ganz Ost- und Westpreußen gewinnen; deshalb ist die Bezeichnung Preußisches Musikfest völlig angemessen.

Der große Rempter der Marienburg
(Stahlstich)

Überregionale Fachzeitschriften berichteten ausführlich über das Musikertreffen in Marienburg, das am 2. Juni im großen Rempter des Schlosses stattfand. Die Zeitschrift Iris etwa schrieb [Iris 1833.95]:

Marienburg. Das erste Preußische Musikfest fand am 2. Juni in dem herrlichen großen Rempter, in den Mittags- und Abendstunden statt. Sehr zustatten kam es, daß die Musikvereine von Marienburg, Danzig und Königsberg mit dem Elbinger zugleich dabei mitwirkten. Die Musik machte in dem schönen Saal einen ganz vorzüglichen Effekt und hinterließ bei den Zuhörern einen Eindruck, der ihnen unvergeßlich seyn wird. Die Erleuchtung des Saales am Abend, obgleich sie nicht vollständig erfolgte, steigerte den Effekt noch bedeutend. Nach dem gedruckten Verzeichnisse waren bei der Aufführung mitwirkend 49 Sängerinnen (13 aus Danzig, 12 aus Elbing, 20 aus Marienwerder, 3 aus Braunsberg und 1 aus Marienburg) und 143 Sänger und Musiker (25 aus Königsberg, 35 aus Danzig, 26 aus Elbing, 24 aus Marienwerder, 6 aus Braunsberg, 3 aus Mehlsack und 8 aus Litthauen). Augenscheinlich waren aber über 200 Personen bei diesem Musikfeste mitwirkend und wahrscheinlich sind Mehrere auch noch nach der Ausgabe des Verzeichnisses erst eingetroffen. Die Einwohner Marienburgs hatten gastfreundlich und ohne Entschädigung die fremdem Künstler aufgenommen und verpflegt.

Für die Allgemeine Musikalische Zeitung schrieb ein ungenannter Korrespondent (wohl Johann Friedrich Dorn) einen ausführlichen Bericht, der über einen Link angesteuert werden kann.