1843 – Marienburg

Das Marienburger Musikfest 1843 ist das letzte der frühen Musikfeste der Provinz Preußen (Ost- und Westpreußen). Es steht für einen Umbruch in der Entwicklung und weist daneben eine Reihe höchst interessanter Besonderheiten auf:

  • Mit der Wahl der Marienburg als Austragungsort kehrte man an den Ort zurück, an dem 1833 alles begonnen hatte.
  • Die Initiative, der Plan, die Vorbereitung, die Organisation, die künstlerische Leitung lagen in der Hand des Königsberger Musikdirektors Sämann (1833 wurde alles aus Elbing angestoßen).
  • Die Anwesenheit des preußischen Königs drückte der Veranstaltung ihren Stempel auf und hatte Auswirkung auf den Charakter des Fests, die Besucherzahlen und den finanziellen Erfolg, bewirkte aber auch – deutlich anders als 1833 – eine gewisse Kommerzialisierung des Umfelds.
  • Die überhastete Vorbereitung, eine unklare künstlerische Konzeption und die Hegenomie Königsbergs trugen zu der Erkenntnis bei, dass sich die (ost-)preußischen Musikfeste in dieser Form überlebt hatten.

Die Marienburg um 1850
(Quelle: Wikipedia)

Aus der Sicht des heutigen Betrachters, der alte Dokumente studiert, ist es ein Glücksfall, dass zwei sehr ausführliche Berichte vorliegen, die aus unterschiedlicher Perspektive geschrieben wurden und die sich hervorragend ergänzen.

  • Der Bericht eines ungenannten Verfassers, der – offensichtlich aus Königsberg – den Ablauf eher aus Sicht des Veranstalters beschreibt, dabei wertvolle Details schildert, der aber vor lauter Lob und Anerkennung jede Distanz vermissen lässt.
  • Der Bericht des Danziger Organisten und Musikdirektors Friedrich Wilhelm Markull (1816–1887), der mehr als 50 Jahre die bestimmende Danziger Musikerpersönlichkeit war. Markull glänzt in seinem Beitrag sowohl durch Anerkennung wie auch durch begründete Kritik, ebenfalls durch konzeptionelles analytisches Denken; er lässt indes auch die Kränkung erkennen, die Danzig als kulturelle Metropole Westpreußens dadurch zugefügt wurde, dass das Musikfest in Königsberger Hand lag.