Sprind-Theater

Das Dörfchen Sprind vor dem Königstor, also östlich der Stadt gelegen, war im 19. Jahrhundert "ein viel besuchter Lustort" (Gause II 405). Hier gründete und betrieb Gustav Siebert ein Sommertheater. Die Angaben, wann dieses Theater gegründet wurde, schwanken; dies verwundert, weil die verlässlichsten Quellen auf Hinweise des Theaters, wohl auf Siebert selbst zurückgehen.

So gibt der Neue Theater-Almanach (1890, S. 117) an, dass Gustav Siebert das Theater bereits seit 16 Jahren leite. Die Ausgabe von 1892 (S. 333) wiederum nennt 1880 als Eröffnungsjahr (s. Abb.).

Es steht fest, dass das Theater 1888 renoviert wurde und danach 800, etwas später 900 Personen fasste.

Für 1889 und 1891 lässt sich das Personal quantitativ angeben:

  • 1889: Ens 12/8; Orch 12; Ch 6/8
  • 1891: Ens 9/7; Orch 12; Ch 4/8; Ballett 6

1891 bestand das Orchester aus Mitgliedern der Militär-Musik des Pionier- und Grenadier-Regiments Nr. 1.

Der Spielplan 1891 nennt folgende Stücke:

  • Operette: Unser Helgoland; Unsere Ulanen; Zwei vom Reichstag; Hugo Falckner: Schlaraffia
  • Parodien: Troubadour (Oper); Haubenlerche; Sodom's Ende; Räuber; Faust (letzter Teil)
  • Posse: Felix Landsberger: Auf nach Californien.

In diesem Zusammenhang ist Erwin Krolls Aussage interessant, 1891 habe das Stadttheater im Sommer auch in Sprind gespielt (Kroll: Musikstadt Königsberg).

Nachdem Gustav Siebert, der Eigentümer und Direktor, am 19. August 1891 gestorben war (Moser 173), scheint das Sprind-Theater seine Existenz beendet zu haben.

Manche Stadtpläne des 20. Jahrhunderts zeigen am Ort des früheren Theaters noch ein Etablissement Café Sprind.