Regelmäßige Sinfoniekonzerte gab es in Königsberg seit 1876. Sie wurden in den ersten Jahrzehnten vom Orchester des Stadttheaters bestritten und zunächst von deren Kapellmeister (Hillmann, Rakemann, Paur, Hugo und Anton Seidel), ab 1887 von Max Brode geleitet. Sie fanden in der Börse statt.
Das Standardwerk Die Musik in Geschichte und Gegenwart berichtet in seinem Artikel Königsberg über die städtischen Sinfoniekonzerte:
Das Opern- (später Städt.) Orch. veranstaltete Sinfoniekonzerte, die in Königsberg eingeführt zu haben das Verdienst des KonzM. (1876) und späteren Leiters der Philharmonie (1891) und akad. MD. (1894) Max Brode war. Als Dgtn. folgten u.a. Ernst Kunwald (1920-1927, 1921 GMD.), Hermann Scherchen (1928-1933, GMD.), Werner Ladwig und Wilhelm Franz Reuss, Sohn des Liszt-Schülers Franz Reuss, der besonders dem Werk von Wagner und von Strauss verbunden war (erschlagen 1945).
[Die Musik in Geschichte und Gegenwart: Königsberg. Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 42643
(vgl. MGG Bd. 07, S. 1379) (c) Bärenreiter-Verlag 1986]
Die Königsberger Sinfoniekonzerte fanden bis 1912, als die neue Stadthalle diese Aufgabe übernahm, im großen Saal der Börse statt.
Die Börse
Ansichtskarte an Nodnagel zum Jahresbeginn 1905
(Westfälisches Musikarchiv Hagen)
Um 1900 gab es noch kein städtisches Sinfonieorchester. Die Mitglieder des Theaterorchesters standen zwar zur Verfügung, weil am Stadttheater auch Schauspiel angeboten wurde, die Orchestermitglieder an diesen Abenden also frei waren; die Stärke dieses Ensembles reichte aber für sinfonische Musik der Romatik, besonders der Spätromantik nicht aus. Deswegen kombinierte Max Brode diese Musiker mit der von ihm ab 1891 geleiteten Philharmonie, einem 1838 gegründeten Instrumentalverein, dessen Bezeichnung um 1900 offiziell lautete: Vereinigter Philharmonischer und Orchester-Verein. Hinzu traten bei Bedarf die Bläser der Krantzer Kapelle. – Die Werke wurden gewöhnlich als Vereinsveranstaltung vorab gespielt. – Details zu diesen Anmerkungen lassen sich der Kritik vom 11.11.1901 entnehmen. – Zu weiteren Konzerten des Vereinigten Philharmonischen und Orchester-Vereins s. unter Einzelkritiken.
Daneben gab es seit 1896 mit dem Königsberger Musikverein ein Orchester aus Amateuren, oder, wie man damals gerne sagte, aus Dilettanten. Dessen Leiter war Ernst Wendel, ein vorzüglicher Violinist, Schüler Joseph Joachims wie Max Brode und erster Geiger eines nach ihm benannten Streichquartetts – eine weitere Parallele zu Max Brode. Während seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit machte Wendel den Musikverein zu einer selbstverständlichen Bereicherung des Königsberger Musiklebens.